Lebensmelodien – Gemeinsam jüdische Melodien zum Leben erwecken

Das Projekt "Lebensmelodien" führt jüdische Melodien auf, die in der Zeit von 1933 bis 1945 komponiert und gesungen, manchmal auch aufgeschrieben wurden. Die Lebensmelodien sind musikalische Werke, die größtenteils in Vergessenheit geraten sind und jetzt wieder erklingen sollen. Seit 2022 führt das Team der Lebensmelodien neben Konzerten auch Workshops an Schulen durch. Durch die Konzerte und das Bildungsprojekt vermitteln die Lebensmelodien einen Einblick in die jüdische Kultur und tragen zu einer aktiven Erinnerungskultur in Deutschland und zum Kampf gegen Antisemitismus bei.

In der Evangelischen Kita Viktoria-Luise-Platz fand das Projekt von September bis November 2023 statt und umfasste die folgenden Aktionen:

  • Besuch der Kinderwelt ANOAH des Jüdischen Museums Berlin (13.9.2023)
  • Besuch des Projektteams "Lebensmelodien" in der der Kita (29.9.2023)
  • Stolpersteinputzen am Gedenktag der Reichspogromnacht (6.11.2023)

​​​​​​​Shoah und Zivilgesellschaft: Erinnerung durch Herzensbildung, Musik und Tanz

"Im Vordergrund des Projekts steht die Bewahrung von Erinnerungen durch Musik und die Herstellung einer lebendigen Erinnerung," erklärt der künstlerische Leiter des Projekts, Nur Ben Shalom. Das Projekt wird vom Antisemitismusbeauftragten der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, gefördert. So konnte dieses besondere Erbe in den vergangenen zwei Jahren deutschlandweit in Konzerthäusern und an öffentlichen Orten hörbar gemacht werden. Es ermöglichte interreligiöse Kooperationen mit Synagogen, Kirchen und muslimischen Zentren.

Die Lebensmelodien erklangen in verschiedenen Radio- und Fernseh-Produktionen, zum Beispiel in Kooperation mit dem rbb. Auch in den nächsten Jahren sind weitere Konzerte geplant, wie beispielsweise im Düsseldorfer Schumann-Saal, im Gewandhaus in Leipzig, sowie in Hannover, Trier, Bamberg, und Berlin. Die Konzerte und Workshops werden von Musiker*innen des Nimrod Ensembles und weiteren hochqualifizierten Künstler*innen begleitet und durchgeführt.

Seit 2022 gehört zu dem Lebensmelodien-Projekt auch das Bildungsprogramm an Schulen, welches durch die Friede-Springer-Stiftung gefördert wird. Die Lebensmelodien arbeiten mit Schulen, zum Beispiel mit Gymnasien oder Musik- und Ballettschulen, zusammen. In Workshops lernen die Teilnehmenden die Melodien sowie die Schicksale der Personen hinter den Melodien besser kennen. Am Ende der Workshops führen die Schüler*innen die Lebensmelodien in Konzerten auf. Durch seinen musikalischen Ansatz bietet das Projekt eine wertvolle Ergänzung zum Unterrichtsstoff über den Holocaust. Es ermöglicht den Schüler*innen, Teil des zivilgesellschaftlichen Engagements im wichtigen Kampf gegen Antisemitismus zu werden. Aber auch darüber hinaus vermitteln die Lebensmelodien wichtige Themen und Werte.

Der Superintendent des Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg und Mitgründer der Lebensmelodien, Michael Raddatz, erklärt: "Freundschaft, Mut, Würde, Widerstand, sie sind in den Lebensmelodien bewahrt."

Die Verbindung von Konzerten und der Bildungsinitiative ermöglicht eine einzigartige Form des Erinnerns und des Mitfühlens mit jüdischen Schicksalen. Der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Dr. Felix Klein, sagt über die Lebensmelodien: "Die Musik spricht nicht nur Jüdinnen und Juden an, sie bewegt uns alle." Gemeinsam werden die jüdischen Melodien zum Leben erweckt und das Erbe der jüdischen Kultur in der deutschen Erinnerungskultur fortgetragen.

Verantwortliche beim Projekt Lebensmelodien in der Ev. Kita Viktoria-Luise-Platz

Im Bild (von links): Leiterin der Evangelischen Kita Viktoria-Luise-Platz, Stefanie Leipholz; Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Tempelhof-Schöneberg, Michael Raddatz; stellv. Vorständin des Evangelischen Kitaverbandes Mitte-West, Heidrun Jansen; künstlerischer Leiter des Projekts Lebensmelodien, Nur Ben Shalom.

Künstler*innen im Projekt Lebensmelodien

Christophe Horák

Das Instrument wählten die Eltern für ihn aus und so begann Christophe Horák mit vier Jahren, Geige zu spielen. Später studierte er bei Yfrah Neaman an der Guildhall School of Music in London, wo er auch fünf Jahre lang Erster Geiger im Symphony Orchestra war. 1995 wurde er stellvertretender Konzertmeister an der Akademie des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks.

Es folgte von 2000 bis 2002 ein Stipendium an der Orchester-Akademie der Berliner Philharmoniker, an der ihn Toru Yasunaga und Axel Gerhardt auf seine Orchestertätigkeit vorbereitet haben. Ein Jahr später nahm ihn das Orchester in die Gruppe der Zweiten Violinen auf; seit Juni 2009 ist er deren Stimmführer. Kammermusikalisch engagiert sich Christophe Horák u. a. auch in der Philharmonischen Camerata, im Quartett Le Musiche, dem Berlin Piano Quartet sowie beim Scharoun-Ensemble Berlin.

Francesca Zappa

Die italienische Bratschistin Francesca Zappa verfolgt ihre Leidenschaft für Kammermusik schon seit ihrem Studium an der Universität der Künste Berlin. Dort war sie Schülerin der Berliner Philharmoniker Wilfried Strehle und Ulrich Knörzer.

Sie hat an vielen internationalen Festivals teilgenommen. Darunter auf Schloss Werdenberg (Schloss Mediale), beim Zermatt Musikfestival, bei den Max-Reger-Tagen Weiden, bei L’Aura des Arts, bei Encuentros Musicales De Santander und sie spielte mit dem Scharoun Ensemble im Gewandhaus Leipzig. Sie hat vielfältige Erfahrungen mit Orchestern wie den Berliner Philharmonikern, dem Deutschen Symphonie Orchester Berlin, dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin oder dem MDR Sinfonieorchester Leipzig.

Michael Cohen-Weissert

Michael Cohen-Weissert ist Pianist, Komponist und Dirigent. Geboren 1993 in Jerusalem, erhielt er seinen ersten Klavier und Kompositionsunterricht an der Jerusalemer Akademie für Tanz und Musik. 2008, mit dem Umzug nach Berlin, setzte er sein Klavierstudium zuerst am Julius-Stern-Institut später an der UdK bei Prof. Elena Lapitzkaja und Prof. Jacques Rouvier fort. Derzeit studiert er an Hochschule für Musik Hanns Eisler bei Prof. Stefan Arnold.

Michael Cohen-Weissert hat bereits mit bedeutenden Orchestern wie dem Jerusalem Symphony Orchestra, dem Israel Philharmonic Orchestra und dem Haydn Orchester von Bozen und Trient zusammengearbeitet. Regelmäßig tritt er auf renommierten Festivals in Europa, den USA und Asien auf. Dazu zählen klingende Namen wie die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, Kissinger Sommer und das Bowdoin Festival in Maine, USA.

Seine Kompositionen erklangen bereits an Orten wie dem Konzerthaus Berlin, dem Abgeordnetenhaus Berlin, dem Salon Christophori und dem Teatro Civico di Bolzano. 2019 wurde seine erste oper AMALIA! in Bozen uraufgeführt.

2019 hat Michael Cohen-Weissert das Charles Rosen Ensemble gegründet, dessen musikalischer Leiter und künstlerischer Visionär er ist.

Nur Ben Shalom

Der israelische Klarinettist Nur Ben Shalom tritt sowohl als Solist als auch als Kammermusiker regelmäßig in ganz Europa auf und konzertiert bei Festivals und Veranstaltern wie Konzerthaus Berlin, Berliner Philharmonie, Musikverein Wien, Lucerne Festival, Beethovenfest Bonn, Bamberger Konzertsaal, Podium Festival Esslingen, Richard-Wagner-Festspiele, Dresdner Musikfestspiele, im Deutschen Bundestag und anderen.

Schon in jungen Jahren trat Nur als Solist mit verschiedenen Orchestern wie dem Ra'anana Symphony Orchestra, Ashdod Symphony Orchestra, Jewish-Arab Orchestra, Echo Ensemble – Ensemble für Neue Musik Hanns Eisler sowie dem Jerusalem Chamber Orchestra auf und arbeitete zusammen mit vielen Solisten und Künstlern, wie zum Beispiel Ivry Gitlis, Karl Leister und Tabea Zimmermann.

Im Jahr 2022 war Nur der erste, der einen Preis und eine besondere Auszeichnung von der David-Shallon-Stiftung durch die Entscheidung der berühmten Bratschistin Tabea Zimmermann erhielt.

Zusammen mit dem Geiger Christophe Horak von den Berliner Philharmonikern, der Bratschistin Francesca Zappa und dem Pianisten Yannick van de Velde gründete Nur das Nimrod Ensemble. Diese vielbeschäftigte Kammermusikgruppe gibt regelmäßig Konzerte und wirkt bei TV-, Radio- und Medienproduktionen mit.

 
Ev. Kita Viktoria-Luise-Platz: Elternbrief  vom 15. August 2023 zum Projekt Lebensmelodien